Donnerstag, 29. April 2010

RADLJOKER


Ich finde es ausgesprochen umweltverträglich, dass München politisch die radlfreundlichste Hauptstadt Deutschlands werden will, aber jetzt kommt das "aber", das ich als passionierte (leidenschaftliche) Fahrradfahrerin täglich wahrnehme. "Wir fördern keine Radlrambos, Handyradler, Alko-Radler, Geisterradler und Rotlichtraser", erklärte Green-Peace-Bürgermeister Monatzeder, der offenbar nicht in meiner Welt zu leben scheint, den wer sich  in den Sommermonaten auf die innerstädtischen Münchner Radlwege wagt, ist ausgesprochen risikofreudig bzw. suizidgefährdet. Nicht die autonomen Radlrambos sind das Verkehrsproblem, sondern die "Schönwetterfahrerinnen", die  nur dann ihren  "Drahtesel" satteln, wenn das Therometer auf 20° über Null steigt. Mütterliche Geister-Adlerinnen schießen dabei den Vogel ab. Mit Fahrradhelm und Sicherheitswesten bewaffnet, ihre Kleinkinder im Schlepptau, missachten sie wider der Vernunft alle sinnvollen Verhaltensmuster und wälzen in kritischen Situationen die volle Verantwortung auf andere VerkehrsteilnehmerInnen ab, die permanent den "Schutzengel" spielen müssen.
Problematisch wird's, wenn die weiblichen "Folgegeister" (Fylgjen) in die Jahre kommen und "Null" Bock haben, die Messia zu spielen. In den achtunddreissig Berufsjahren, die ich auf dem Rücken habe, bin ich ca. 30 Jahre mit dem Fahrrad unterwegs. Abgesehen davon, dass ich schon längst die goldene Umweltplakette bekommen müsste, steht mir der bayerische Verdienstorden zu, da ich durch meine vorausschauendes und rücksichtsvolles Verhalten, schon unzähligen VerkehrsteilnehmerInnen durch Vollbremsungen das Leben gerettet habe. Andererseits gehöre ich zu jenen, die an Tankstellen, Tabak- und Spirituosenläden für Null Umsatz sorgen und somit für die Finanzkrise verantwortlich sind (kleiner Scherz an Walpurga)
Soeben komme ich vom Einkaufen, da am morgigen Tag der Arbeit, bis auf zahlreiche DienstleisterInnen niemand arbeiten geht. Vor meinem Lieblingstürken in der Görresstraße ist derzeit eine Straßenbaustelle. Der verbleibende Fußweg ist so schmal, dass die R-Fahrer auf die gegenüberliegende Seite ausweichen oder die Behelfsfahrbahn, die über den Radlweg führt, benutzen müssen. Eine mittelalterliche Frau, die weder Ähnlichkeit mit Heidi K. oder Pamela A. hatte, entschied sich für Plan "B" und wagte es ihren Drahtesel die provisorische Autobahn entlang zu schieben. Prompt kochte der Wagenlenker eines schwarzen BMW-Capriolets über und plärrte wie ein Kind in der Trotzphase,  dass eine Straße kein Spazierweg sei. In solchen Momenten bedauere ich es keine eingebaute Videokamera im Büstenhalter zu haben, um den Münchner Bürgermeistern demonstrieren zu können, wie FF (Fahrradfreundlich) die BMW-Stadt wirklich ist. Die Ampeln an verkehrsreichen Autobahnübergängen, die bedauerlicherweise auch Fußgänger und Radler überqueren müssen/dürfen, sind so geschaltet, dass selbst R-Fahrer Mühe haben, die Kreuzung in einer Etappe zu überqueren (z. B. Tegernseer/Chiemgaustraße). Obwohl ich reaktionsschnell bin, wurde ich neulich absichtlich zum "Rotlichtraser", um der Abgasdusche auf der Verkehrsinsel zu entgehen. "Die/den letzten beißen die Hunde", heißt ein Sprichwort, das verschweigt, dass alle Wesen, bis auf den Mensch, "Waffen" einsetzen, die nicht bei Krauss-Maffei produziert werden sondern angeboren sind. Ich könnte zur "Massenmörderin" werden, wenn nach diversen Veranstaltungen wie z. B. Fußball-EM/WM oder Oktoberfest, die Radwege in der M-City mit Glasscherben übersät sind. Im Winter ist es nicht besser. Da riskieren die motorlosen VerkehrsteilnehmerInnen keinen Plattfuß sondern ihr Leben, da sich die ungeräumten G+F-Wege in spiegelglatte Eisbahnen verwandeln. Um nicht zum Pflegefall zu werden, weiche ich auf dem täglichen Arbeitsweg unter solchen Umständen auf die eisfreie Autobahn in der Herzogstraße aus, die u. a. mit meinen Steuergeldern schnee- und eisfrei gemacht wird, damit die 4rad-angetriebenen Geländewagen ungehindert durch die "umweltfreundliche" Münchner BMW-World brettern können. In diesem Sinne wünsche ich der rotgrünen Regierung im Münchner Rathaus, die mich mit ihrem One-Nightstand in der Radlnacht politische nicht überzeugen konnten, nachträglich gute Besserung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen