Donnerstag, 29. April 2010

FUSSBALLZAUBER




Dass meine Ahngeister das Schicksalsjahr 2010 steuern bzw. die Fäden in der Hand haben, wurde mir am Montagmorgen beim Deja-Vu vor dem "Sechziger" (Stadion) klar. In Lichtgeschwindigkeit sah ich mich in der Nordostkurve hinter der Eckfahne stehen, neben mir die salige Baba Anka, die den FC Bayern mit selbstgebackenem Apfelstrudel verwöhnte. Für die "Katze aus Anzing" (Sepp Maier) garantierte die Anwesenheit der Hausmannin mindestens ein Unentschieden, egal ob er für den FCB oder die Nationalmannschaft im Tor stand. In der Tat habe ich die "Roten" bei den unzähligen Heimspielen, die wir Dank der Freikarten zum Nulltarif besuchten, im Stadion nie verlieren sehen. Baba Anka saß beim WM-Endspiel gegen Holland (1974) auf der Ehrentribüne, ich brachte den Bayern beim Europapokal der Landesmeister gegen Atlético Madrid das Quäntchen Glück, das ein Fußball-Club braucht, um auf allen Hochzeiten tanzen zu können. Damals gab es noch kein Elfmeterschießen sondern Wiederholungsspiele. Die Spanier führten in der Verlängerung mit 1:0, der Schiedsrichter schaute auf die Uhr und ich stand wie Frau Lot zu einer Salzsäule erstarrt im Brüsseler Heysel-Stadion. Und dann flog der Ball vom Distanzschützen Katschenbeck (Georg Schwarzenbeck) direkt in unsere Richtung und landete im Atletico-Tor. Aus einer Fußballnacht wurden "Drei". Vom Wiederholungsspiel fuhr ich ohne Stimme nach Hause.
Im Folgejahr erlebte ich vor dem  Prinzenparkstadion von Paris den ersten Bürgerkrieg, den die englischen Hooligans für sich entscheiden konnten. Autos wurden zertrümmert, Geschäfte zerstört, die Plastiksitze im Stadion aus der Verankerung gerissen und als Frisbee-Scheiben benutzt. Trotz der erfolgreichen Titelverteidigung konnte ich mich angesichts der sinnlosen Gewalt nicht freuen. Seither war ich noch einmal im Stadion und kenne die Allianz-Arena nur von außen. Meine Fußballbegeisterung ebbte trotz WM im eigenen Land ab. In der bayerischen "Klinsmann-Aera" konnte ich die Spieler, die mir namentlich vertraut waren, auf einer Hand abzählen. Und dann kam das Spiel gegen Manchester am 7. April 2010 (19. Todestag von Baba Anka) auf SAT-1. Dass das Match in die bayerische Fußballgeschichte eingehen wird, war mir klar. Das 1:0 hatte ich ehrlich gesagt nicht auf der Rechnung, ebenso das 3:0 vier Minuten vor dem Halbzeitpfiff. Die Wende kam mit Ivica Olić, der heuer - es gibt in der Geisterwelt keinen Zufall - einen Tag vor Baba Anka (*15. September 1913 in Stara Pazova) den 31igsten Geburtstag feiert.


Wie's der magische "Zufall" will, durfte ich zu Beginn der Walpurgiswoche als Urlaubsvertreterin einer befreundeten Kollegin einen Photoshopkurs in der Peter-"Anzinger"-Straße dienstlich heimsuchen. Da viele Wege von "meinem" Schwabinger Jagdschloss nach Stadelheim führen, dirigierten mich die Ahngeister das Isarhochufer entlang bis zur Orthopädischen Klinik und von dort über die Kurz-, Grödner- und Klausener Straße zu einem Höhenweg, der den FCB-Trainingsplatz unmittelbar tangiert. Kaum hatte ich auf den Auslöser gedrückt, meldete sich eine Krähe zu Wort: Jaaa...jaaa...jaaa!!! Beim Rückspiel in Lyon zauberte Ivanca Olić drei Tore ins Netz, die - wer weiß das schon - in diesem Jahr bayerische Fußballdrillinge signalisieren....

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