Freitag, 1. Oktober 2010

VOB


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Gestern war ich von 9:00 bis 14:30 bei einer sogenannten "VOB-Schulung", die mir mehr Energie raubte, wie eine stressige Arbeitswoche. Schwerpunkt war die "neue" VOB/A 2009, die angeblich dazu dienen soll, das Vergabeverfahren öffentlicher Bauten (z. B. Stuttgart 21) zu "vereinfachen" (siehe Bürokratieabbau im Zusammenhang mit Stoiber). In Wirklichkeit (sofern es in der Bürokratie eine Wirklichkeit gibt) ist der scheintote 84jährige VOB-Patient nicht geheilt, sondern einer "Verjüngungskur" unterzogen worden, bei der ihm in einer jahrelangen, kostspieligen OP zu Lasten der SteuerzahlerInnen der Hippocampus entfernt und das gesunde Standbein amputiert wurde.
Die erste "Verdingungsverordnung", die in Vergabeverordnung umbenannt wurde (seit 6/11-2010 StaatsdienerInnen verdingen (dienen) sich nicht mehr, sondern vergeben Bausünden), stammt aus dem Jahr 1926. Kurz zuvor - Juli 1925 - ist der erste Teil von  Mein Kampf erschienen, im Dezember 1926 folgte der zweite. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich bereits für aufmerksame völkische Beobachter ein politischer Machtwechsel zugunsten der NSDAP ab. Die sorgte nach der Machtübernahme, bzw. nach Gründung des Dritten Reiches, für eine rege Bautätigkeit. Zitat Wikipedia (Kunst im Nationalsozialismus):
Im Januar 1933 setzt – mittels staatlicher Kreditschöpfung und öffentlicher Bauaufträge – eine umfangreiche Bautätigkeit ein. Es werden vor allem Staats- und Parteibauten, die überwiegend der Selbstdarstellung der NSDAP dienen (Repräsentationsarchitektur), mit teils gigantischen Ausmaßen, errichtet. Die öffentlichen Bauaufträge boten darüber hinaus die Möglichkeit, die hohe Arbeitslosigkeit zu mindern, die Konjunktur zu beleben.
Ob beim öffentlichen Bau des KZ Dachau die Gewerke nach "VOB" oder nach NS-Willkür "verdingt" wurde, kann ich nicht sagen, da sowohl Behörden und Ministerien, als auch die an der Umsetzung der Staatsbauten beteiligten Firmen von 1933 bis 1945 an historischer "Demenz" leiden.

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